Der Begriff Hämatologie bezeichnet die Wissenschaft der Blutlehre. Dies umfasst sowohl gutartige Blutbildveränderungen als auch bösartige Erkrankungen (z.B. Leukämie), aber auch Bildungsstörungen des Knochenmarks, Blutbildveränderungen durch immunologische Prozesse und Störungen der Blutgerinnung.

Karzinom des Rachens

Ein Pharynxkarzinom ist ein bösartiger Tumor im Rachenraum.

Der Rachenraum besteht aus drei Abschnitten, die nach vorne hin offen sind: 

  • dem Nasopharynx (Nasenrachenraum, oberer Anteil), hier liegen auch die Rachenmandeln
  • dem Oropharynx (mittlerer Teil, Mundraum)
  • und dem Hypopharynx (unterer Abschnitt, im Bereich des Kehlkopfes)

Demnach werden auch die Tumore in nasopharyngeale, oropharyngeale und hypopharyngeale Karzinome unterteilt.

Erhöhtes Risko, an Bösartigen Tumoren des Rachens zu erkranken, besteht bei:

  • EBV-Infektion 

  • und kombiniertem Alkohol und Nikotinabusus 

Die Beschwerden, die Tumore im Rachenraum verursachen differieren in Abhängigkeit von der Lokalisation des Tumors. 

Beim Nasopharynxkarzinom können folgende Symptome auftreten:

  • Tubenventilationsstörungen, mit der Folge von Druck- und Völlegefühl im OhrRauschen und Schwerhörigkeit.
  • Behinderte Nasenatmung
  • schleimig-eitrige Absonderungen aus der Nase, eventuell mit Blutbeimischung
  • Lähmungen (Augenmuskellähmungen, sensible Störungen im Gesichtsbereich,...und andere Ausfälle durch Schädigung der Hirnnerven)
  • Vergrößerte, nicht schmerzhafte Lymphknoten im Halsbereich

Beim Oropharynxkarzinom können folgende Symptome auftreten:

  • Schluckbeschwerden
  • Schmerzen im Ohr (evtl. wie Stiche), vom Hals ausstrahlend
  • kloßige Sprache
  • vergrößerte,schmerzlose Halslymphknoten

Das Hypopharynxkarzinom kann folgende Symptome verursachen:

  • Schluckbeschwerden
  • vergrößerte, schmerzlose Lymphknoten im Halsbereich
  • in späteren Stadien evtl. Heiserkeit
  • Luftnot

Auch hier wird der Arzt Sie zunächst nach evtl. Beschwerden fragen, und eine körperliche Untersuchung anschließen.

Zur Abklärung stehen folgende Untersuchungsmethoden zur Auswahl: Endoskopie, Ohrspiegelung, Hörtest (Innernohr-oder Schalleitungsschwerhörigkeit).

Die Diagnosestellung erfolgt dann durch eine Probeexzision mit anschließender histologischer Untersuchung. Häufig werden zuerst die Lymphknotenmetastasen entdeckt, und in der Folge erst der Primärtumor.

Computertomografie, Magnetresonanzuntersuchung, Ultraschall, Thorax-Röntgen und Knochenszintigramm werden zur Erfassung der Ausdehnung und von Fernmetastasen angewendet.

Stadium I: T1, N0, M0

Stadium II: T2, N0, M0

Stadium III: T3, N0, M0 oder T1-3, N1, M0

Stadium IV: T4, jedes N2-3, M0 oder M1

 

Primärtumor

Tx: Primärtumor ist nicht beurteilbar
T1: Tumor ist kleiner als 2cm
T2: Tumor ist größer als 2cm, aber kleiner als 4cm
T3: Tumor ist größer als 4cm
T4: Tumor infiltriert benachbarte Strukturen (Knorpel, Knochen, Weichteile

 

Lymphknoten

  • N0: keine regionären Lymphknotenmetastasen
  • N1: einzelne, auf der Seite des Tumors gelegene Lymphknotenmetastasen, die kleiner als 3cm ist
  • N2: Lymphknoten größer als 3cm, aber kleiner als 6cm
    • N2a: einzelne, auf der Seite des Tumors gelegene Lymphknotenmetastase
    • N2b: mehrere, auf der Seite des Tumors gelegene Lymphknotenmetastasen
    • N2c: auf beiden Seiten, oder auf der anderen Seite als der Primärtumor gelegene   Lymphknotenmetastase

  • N3: Lymphknotenmetastasen>6 cm

 

Fernmetastasen

M0: keine Fernmetastasen
M1: nachweisbare Fernmetastasen

Im Tumorboard erfolgt die Diskussion des Falles. Hier sind mehrere Fachärzte vertreten (u.a. HNO-Ärzte, Onkologen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Radiologen) um gemeinsam über die beste Therapiemöglichkeit zu entscheiden. Die Therapie ist abhängig von der Lage und der Ausbreitung des Tumors.


Pharynxkarzinome können mit operativen Verfahren und einer Strahlen- und Chemotherapie behandelt werden. Die Entscheidung, welches der Verfahren eingesetzt wird, oder ob eine Kombinationstherapie (Radiochemotherapie) sinnvoll ist, hängt von der Lokalisation des Tumors, seiner Ausdehnung und eventuell vorhandenen Lymphknotenmetastasen ab. Zur Besserung der Tumorkontrolle wird bei gutem Allgemeinzustand die Strahlentherapie mit einer Chemotherapie kombiniert.  Die Aussicht auf Heilung ist umso besser, je frühzeitiger der Tumor erkannt wird.

Bei Nasopharyngealen Karzinomen steht die Strahlentherapie, bzw. die Radio-Chemotherapie im Vordergrund. Kleinere Tumore werden operativ entfernt. Sind Metastasen vorhanden, erfolgt im Anschluss eine Neck dissection.

Bei Oropharynxkarzinomen (Tonsille, Zungengrund) erfolgt die Therapie in frühen Stadien meist chirurgisch, eventuell mit anschließender Radiotherapie. In fortgeschrittenen Stadien erfolgt zunächst eine operative Tumorverkleinerung (z.B. mittels CO2-Laser) mit anschließender Radio-Chemotherapie. Auch hier wird natürlich bei Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen eine Neck dissection durchgeführt.

Bei Hypopharynxkarzinomen ist in frühen Stadien eine teilweise Entfernung des Hypopharynx möglich. In fortgeschrittenen Stadien kann eine Laryngektomie (Entfernung des Kehlkopfes) mit teilweiser Entfernung des Hypopharynx und Neck dissection mit anschließender Nachbestrahlung erfolgen. Alternativ zur Operation kann auch eine Chemotherapie oder Radiochemotherapie durchgeführt werden.

Bei Inoperabilität oder Fernmetastasen steht eine Verkleinerung des Tumors und Bestrahlung oder eine Radio-Chemotherapie zu Option. Als neue Substanzen kommen Immuntherapien zum Einsatz. Dabei wird das körpereigene Immunsystem stimuliert und die Abwehrzellen aktiviert, was zu einer verbesserten Krankheits- und Symptomenkontrolle und somit Verbesserung der Überlebensrate führen kann.

Kolorektales Karzinom

Mit einer Häufigkeit von 30-40/100 000 Einwohner ist das Kolorektale Karzinom das zweithäufigste Karzinom bei Männern (nach Bronchialkarzinom und Prostatakarzinom) und bei Frauen (nach Mammakarzinom). Ein Auftreten vor dem 40. Lebensjahr ist selten und das Risiko zu erkranken im hohen Alter ansteigend.

Der Dickdarm wird in drei Abschnitte eingeteilt: Caecum (Blinddarm), Kolon und Rektum (Enddarm). Bösartige Tumore können in jedem Darmabschnitt entstehen, sie entwickeln sich hauptsächlich aus der Darmschleimhaut. 

Da die meisten Symptome erst in fortgeschrittenen Erkrankungsstadien auftreten, werden mit der Vorsorgeuntersuchung zunehmend asymptomatische Kolonkarzinome diagnostiziert. Die Prognose in diesem Stadium ist besser als nach Auftreten von Symptomen.

Nicht-Risikopersonen ab dem 50. Lebensjahr:

  1. Darmspiegelung: Wiederholung bei unauffälligem Befund und fehlenden Risikofaktoren alle 10 Jahre.
  2. Es sollte jährlich ein Hämoccult-Test (Test auf okkultes Blut im Stuhl), eine Inspektion des Anus und eine rektale Austastung erfolgen. Bei positivem Hämoccult-Test muss sobald als möglich eine Darmspiegelung erfolgen.

Risikogruppen:
Wenn Verwandte ersten Grades an einem Kolorektalem Karzinom oder vor dem 60. Lebensjahr an einem Adenom erkrankt sind, sollte mit dem 40. Lebensjahr die erste Koloskopie erfolgen. Bei unauffälligem Befund sollte man sich alle 5-10 Jahre einer Kontrolle unterziehen.
FAP-Patienten: Die erste Koloskopie sollte bereits im 10. Lebensjahr erfolgen, danach jährliche Kontrolle.
HNPCC-Patienten: Es wird die erste Koloskopie bereits im 25. Lebensjahr empfohlen, danach jährliche Kontrolle.

Bei speziellen Risikosituationen oder nach Abtragung eines Polypen sollte in einem Einzelgespräch mit dem Patienten eine Empfehlung für weitere Untersuchungen gegeben werden.

Um auch kleine Mengen an Blut zu erkennen, wird ein sogenannter Hämoccult-Test durchgeführt. Dafür erhält der Patient 3 Testkarten für daheim, auf die er, an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils eine kleine Menge Stuhl aufträgt. Mit Hilfe einer speziellen Flüssigkeit, die auf die Kärtchen geträufelt wird, können auch kleine Blutbeimengungen erkannt und weitere Untersuchungen veranlasst werden.

Durch das Abtasten des Enddarms durch den Arzt können etwa ein Drittel aller Darmtumore ertastet werden. Um bei Verdacht auf Krebs den gesamten Dickdarm zu untersuchen, ist die Dickdarmspiegelung (Colonoskopie) die wichtigste Methode. Dafür muss der Darm vorher entleert werden, da nur so optimale Untersuchungsbedingungen erzielt werden können. Wenn sich in der Spiegelung Auffälligkeiten zeigen, werden kleine Gewebeproben entnommen, die dann später gefärbt und mikroskopisch ausgewertet werden.

Steht die Diagnose Kolonkarzinom fest, sind noch weitere Untersuchungen nötig, um die Ausbreitung der Erkrankung festzustellen. Dazu gehört eine Computertomographie vom Brustkorb bis zum Becken, um die Größe des Tumors und seine Ausbreitung in die Nachbargewebe festzustellen. Mit einer Blutuntersuchung können eine Blutarmut durch den Blutverlust evtl. eine Erhöhung von Tumormarkern (Eiweißstoffe, die von Krebszellen produziert werden) erkannt werden.

TX: Primärtumor kann nicht beurteilt werden
NX: Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
Mx: Fernmetastasen können nicht beurteilt werden

T0: Kein Anhalt für Primärtumor
N0: Kein Befall der regionären Lymphknoten
M0: keine Metastasen

Tis: Carzinoma in situ
N1: Befall von 1-3 perikolischen Lymphknoten 
M1: Fernmetastasen

T1: Invasion der Submukosa
N2: Befall von >3 perikolischen Lymphknoten

T2: Invasion der Muscularis propria

T3: Invasion der Subserosa oder des perikolischen Gewebes

T4: Perforation des visveralen Peritoneums oder Invasion in andere Organe
 

Für die Therapie des Kolorektalen Karzinoms kommen im allgemeinen drei Therapieverfahren in Frage, wobei die Wahl der Therapie und eine evtl. Kombination von mehreren Therapiestrategien vor allem vom Erkrankungsstadium abhängt (siehe unten).

Nach Diagnosestellung erfolgt im Tumorboard die interdisziplinäre Diskussion des Falles. Hier sind mehrere Fachärzte vertreten (u.a. Onkologen, Chirurgen, Gastroenterologen Pathologen, Strahlentherapeuten, Radiologen) um gemeinsam über die beste Therapiemöglichkeit zu entscheiden. Die Therapie ist abhängig von der Lage und der Ausbreitung des Tumors sowie vom Allgemeinzustand des Patienten.

  • OPERATION
  • CHEMOTHERAPIE
  • STRAHLENTHERAPIE

OPERATION: Es müssen neben dem betroffenen Darmabschnitt das gesamte Lymphabflussgebiet mit den dazugehörigen Lymphknoten und dem Bindegewebe, welches den Darm an der Bauchhöhle fixiert entfernt werden. Manchmal kann es nötig sein, einen künstlichen Darmausgang anzulegen. Dadurch kann der frischoperierte Darmabschnitt entlastet werden. Sitzt der Tumor tief im Mastdarm nahe dem After kann es sein, dass der künstliche Ausgang bestehen bleiben muss.

STRAHLENTHERAPIE: Sie wird vor allem bei größeren Tumoren, die im Bereich des Enddarms lokalisiert sind, eingesetzt. Dadurch kommt es zu einer Verkleinerung des Tumors vor der Operation, bei Bestrahlung nach Tumorentfernung sollen einzelne, evtl. verbliebene Tumorzellen zerstört werden.

CHEMOTHERAPIE: Diese kann bereits vor der Operation eingesetzt werden, um den Tumor zu verkleinern. Eine postoperative Chemotherapie kommt häufig vor. Zytostatika, die zur Behandlung des Kolorektalen Karzinoms verwendet werden sind unter anderem:

  • 5-FLUORURACIL (5-FU) behindert die Entstehung neuer DNA-Stränge und stoppt damit die Zellteilung. Durchfall, Entzündung der Mundschleimhaut und das Hand-Fuß-Syndrom können als Nebenwirkung auftreten.
  • OXALIPLATIN führt durch eine Vernetzung der DNA-Stränge zum Zelltod. Nebenwirkungen sind Neuropathien (pelziges Gefühl, Ameisenlaufen in den Fingern oder Zehen), seltener Knochenmarksstörungen
  • CALCIUMFOLINAT wird in Kombination zu 5-FU oder analogen Substanzen eingesetzt und verstärkt deren Wirkung.
  • CAPECITABIN: Diese Substanz kann oral eingenommen werden und wird in Tumorzellen zu 5-FU umgebaut, dadurch erreicht man im Tumor eine höhere Zytostatika-Konzentration als im gesunden Gewebe. Es treten die gleichen Nebenwirkungen wie bei 5-FU auf, aber in abgeschwächter Form.

Bei metastasiertem und primär nicht operablem Kolonkarzinom können eine Chemotherapie (in Kombination mit Antikörpern) oder in weiterer Folge neue Immuntherapien eingesetzt werden.

Larynxkarzinom

Der Kehlkopfkrebs/ das Larynxkarzinom ist eine bösartige Tumorerkrankung im Bereich des Kehlkopfes. Er ist der dritthäufigste bösartige Tumor im HNO-Bereich. Die Inzidenz von Kehlkopfkarzinomen wird durch geographische, soziale und ethnische Unterschiede beeinflusst. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. In Mitteleuropa tritt er bei Männern mit einer Häufigkeit von etwa 8/100.000/Jahr, bei Frauen liegt die Häufigkeit bei ca. 1,4/100.000/Jahr auf. Die meisten Patienten sind zum Zeitpunkt der Diagnosestellung zwischen 50 und 70 Jahre alt.

Der Kehlkopf ist ein Organ im Halsbereich das einerseits der Stimmbildung dient und andererseits einen Teil der Atemwege darstellt.

Einer der Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung eines Kehlkopfkarzinoms ist das Rauchen, insbesondere in Kombination mit erhöhtem Alkoholgenuss. 90% aller bösartigen Tumore dieses Organs nehmen ihren Ursprung in der Schleimhaut, in der Nikotin und Alkohol die Entartung von gesunden Zellen fördern. Diese mutierten Zellen vermehren sich und können zur Entstehung eines bösartigen Tumors führen.

Auch lang anhaltende, chronische Kehlkopfentzündungen, Asbest und örtliche Bestrahlung führen zu einem gehäuften Auftreten von Kehlkopfkarzinomen.

Folgende Symptome sollten zu einer Abklärung beim Facharzt führen:

  • anhaltende Heiserkeit: wenn sie länger als 3 Wochen besteht, sollte die Ursache unbedingt von einem Facharzt abgeklärt werden. Heiserkeit ist ein Frühsymptom bei Tumoren, die von den Stimmlippen ausgehen und kann damit zu einer frühen Diagnose führen. 
  • Räusperzwang 
  • Fremdkörpergefühl
  • trockener Reizhusten 
  • Schluckbeschwerden: Heiserkeit muss nicht immer vorkommen, halten Schluckbeschwerden über mehrere Wochen an oder nehmen diese gar zu, sollten sie abgeklärt werden.
  • Schmerzen
  • Vergrößerung eines oder mehrerer Halslymphknoten

In fortgeschrittenen Stadien können Atemnot, ein blutiger Auswurf und ins Ohr ausstrahlende Schmerzen auftreten.

Zunächst wird der Arzt Ernährungsgewohnheiten, berufliche Tätigkeit und aufgetretene Beschwerden erfragen und eine körperliche Untersuchung mit genauer Abtastung der Halslymphknoten durchführen.

Um einen Tumor im Bereich des Kehlkopfes auszuschließen oder nachzuweisen wird zunächst eine Laryngoskopie (eine Spiegelung des Kehlkopfes) durchgeführt. Mit dieser einfachen und schmerzlosen Methode kann die Stimmlippenregion und die Kehlkopfschleimhaut gut beurteilt werden.

Besteht hiernach der Verdacht auf ein bösartiges Geschehen, wird in der Regel im Anschluss unter Narkose eine genauere Untersuchung des Kehlkopfes mit dem Mikrolaryngoskop und anschließender Entnahme einer Gewebeprobe erfolgen. Unter dem Mikroskop kann dann festgestellt werden, ob es sich um gesundes oder entartetes Gewebe handelt.

Sonografie, Computertomografie und Kernspintomografie werden zur Bestimmung der Ausdehnung des Tumors und für die genaue Bildgebung von Lymphknoten erfolgen.

Bei Verdacht auf Fernmetastasen kann ein PET CT erwogen werden.

Stadium I

  • T1, N0, M0
  • Tumor ist auf einen Unterbezirk begrenzt. Beim Stimmlippenkarzinom: Stimmlippe ist noch beweglich

Stadium II

  • T2, N0, M0
  • Tumor auf zwei Unterbezirke ausgedehnt; bei Befall der Stimmlippen: eingeschränkte Beweglichkeit

Stadium III

  • T3, N0, M0
  • Der Tumor ist auf den Larynx begrenzt, betrifft aber mehr als 2 Unterbezirke, bei Befall der Stimmlippen: Stimmlippe fixiert

  • T1-3, N1, M0
  • ein Lymphknoten auf der Seite des Tumors ist betroffen, aber nicht größer als 3 cm

Stadium IV

  • T4, N0-1, M0
  • Tumor hat die Grenzen des Organs verlassen oder ist in den Knorpel eingebrochen 

  • T1-4, N2-3, M0
  • auf der kontralateralen Seite oder beidseitiger Befall der Lymphknoten, oder LK>3cm

  • T1-4, N0-3, M1
  • sobald Fernmetastasen vorhanden sind

Im Tumorboard erfolgt die Diskussion des Falles. Hier sind mehrere Fachärzte vertreten (u.a. HNO-Ärzte, Onkologen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Radiologen) um gemeinsam über die beste Therapiemöglichkeit zu entscheiden. Die Therapie ist abhängig von der Lage und der Ausbreitung des Tumors.
Die Behandlungsmöglichkeiten bei diesem Tumor sind ChemotherapieBestrahlung und Operation, z.T. allein oder in Kombination. Welches Therapieverfahren angewendet wird, hängt von der Tumorausdehnung, dem Ort und der Art des Tumors ab.

Bei kleineren Tumoren, bei denen nur ein Teil des Kehlkopfes befallen ist, ist es möglich ihn zu erhalten und durch eine Operation einen Teil des Kehlkopfes zu entfernen. In fortgeschrittenen Stadien ist es oft erforderlich den ganzen Kehlkopf zu entfernen (Laryngektomie). Hiernach ist eine normale Atmung durch den Mund und ein normales Sprechen nicht mehr möglich. Aus diesem Grund werden ein Tracheostoma (künstlich angelegter Luftweg zwischen der Luftröhre und dem vorderen Teil des Halses) und nach der Operation ein Erlernen des Sprechens mit Hilfe einer neuen Sprechtechnik notwendig. 

Je nach Stadium ist eventuell eine Entfernung der Halslymphknoten erforderlich.

Radiotherapie und/oder Chemotherapie können vor der Operation, nach der Operation oder als alleinige Therapie (Radiotherapie) bei kleinen, nicht operablen Tumoren erfolgen. 

Die Heilungschancen hängen von der Lage des Tumors ab. Da Stimmlippentumoren meist frühzeitig, durch die früh auftretende chronische Heiserkeit, diagnostiziert werden, liegt ihre Heilungsrate bei 90%. Ober-und unterhalb der Stimmritze gelegene Karzinome werden häufig erst in einem späteren Stadium erkannt, und haben deshalb eine schlechtere Prognose.

Mit der Immuntherapie sind neue Behandlungsmöglichkeiten des Larynxkarzinoms gegeben. Hier handelt es sich nicht um eine klassische Chemotherapie, sondern um einen monoklonalen Antikörper. Dieser stimuliert das körpereigene Immunsystem. So können die Abwehrzellen den Tumor besser erkennen und angreifen.

Magenkarzinom

Als Magenkarzinome werden bösartige Tumore des Magens bezeichnet. Sie treten jährlich circa bei 20-25 Patienten/100.000 auf. Die Anzahl der Neuerkrankungen ist in den letzten Jahren rückläufig. Grob kann man den Magen in Mageneingang („Kardia“), Magengrund („Fundus“), Magenkörper („Corpus“) und Magenausgang („Antrum“) einteilen. An der Grenze zum Dünndarm liegt der Pförtner. Die meisten Magenkarzinome kommen im Bereich von Antrum und Pförtner vor, gefolgt vom Korpus.

Es sind einige Risikofaktoren für die Entstehung eines Magenkarzinoms bekannt:

  • Alkohol- und Nikotinkonsum
  • Hoher Nitratgehalt in Speisen (v.a. bei geräucherten oder gesalzenen Speisen)
  • Infektion mit Helicobacter pylori: Da eine Infektion mit Helicobacter pylori ein deutlicher Risikofaktor für die Entstehung eines Magenkarzinoms ist, sollte diese vor allem bei Risikopatienten ausreichend behandelt werden (Eradikationstherapie)
  • Chronische Magenentzündung, häufige Magengeschwüre
  • Adenomatöse Magenpolypen
  • Zustand nach Teilentfernung des Magens
  • Genetische Faktoren

Frühe Symptome sind selten. Häufig treten Beschwerden erst bei fortgeschrittenen Stadien auf. Typische Symptome können folgende sein:

  • Schluckstörungen
  • Übelkeit, wiederkehrendes Erbrechen
  • Appetitverlust
  • Gewichtsverlust, Müdigkeit, Leistungsminderung
  • Völlegefühl
  • Schmerzen im Magenbereich
  • Blutungen, schwarzer Stuhl, Blutarmut

Anhaltende Beschwerden im Magenbereich sollten mit einer Magenspiegelung (Gastroskopie) abgeklärt werden. Mit dieser Untersuchung können eine Infektion mit Helicobacter pylori erkannt werden und Gewebeproben aus der Magenschleimhaut entnommen werden.

Liegt ein Magenkarzinom vor, wird eine CT-Untersuchung von Brustkorb/Lunge bis zum Becken durchgeführt, um Ausbreitung und eventuelle Absiedelungen zu erkennen. In manchen Fällen ist zusätzlich zur genauen Bestimmung der Ausbreitung eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) nötig.

In einer Blutabnahme werden neben Blutbild, Leber- und Nierenwerte auch die Tumormarker bestimmt.

Nach Gewinnung einer Gewebeprobe erfolgt die genaue Bestimmung der Zelltypen und eine Prüfung auf das Vorkommen bestimmter Rezeptoren.

Einteilung nach der UICC-TNM Klassifikation

 

PRIMÄRTUMOR:
T1: Der Tumor wächst oberflächlich

T1a: Tumor wächst in Lamina propria oder Muscularis Mucosae

T1b: Tumor wächst in Submucosa
T2: Der Tumor wächst in die Muskelschicht des Magens (Muscularis propria)

T3: Der Tumor wächst in eine Bindegewebsschicht (Subserosa)

T4: Der Tumor bricht aus der Subserosa heraus in das Bauchfell

T4b: Der Tumor infiltriert benachbarte Strukturen


LYMPHKNOTEN
N0: keine regionären Lymphknotenmetastasen
N1: 1-2 Lymphknotenmetastasen
N2: 3-6 Lymphknotenmetastasen
N3a: 7-15 Lymphknotenmetastasen

N3b: 16 oder mehr Lymphknotenmetastasen

FERNMETASTASEN:
M0: keine Fernmetastasen
M1: nachweisbare Fernmetastasen

Die Therapie ist abhängig von Tumorfortschritt (Stadium), Art des Tumors sowie Allgemeinzustand des Patienten. Im Tumorboard erfolgt die interdisziplinäre Diskussion des Falles. Hier sind mehrere Fachärzte vertreten (u.a. Gastroenterologen, Onkologen, Chirurgen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Radiologen) um gemeinsam über die beste Therapiemöglichkeit zu entscheiden.

In frühen Stadien kann eine endoskopische Resektion erfolgen.

In fortgeschrittenen Stadien wird eine Operation mit begleitender Chemotherapie durchgeführt.

Hier erfolgt die Entfernung des Magens und umliegender Lymphknoten. Ist das Bauchfell bereits von Metastasen betroffen kann bei jüngeren, fitten Patienten eine HIPEC Operation durchgeführt werden. Hier werden in einer langen Operation alle Herde im Bauchfell entfernt. Anschließend wird eine Chemotherapie lokal eingebracht.

In einigen Fällen ist eine zusätzliche Bestrahlung nötig.

Mundhöhlenkarzinome

Zu den Karzinomen der Mundhöhle gehören Tumore der Zunge, des Mundbodens, der Lippen, der Wangenschleimhaut, des Zahnfleisches, des Gaumens oder der Rachenmandeln. Karzinome der Mundhöhle haben einen Anteil von 5% an allen Krebserkrankungen, wobei die häufigsten Lokalisationen die Zunge, der Mundboden und die Lippe sind. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr, wobei das männliche Geschlecht doppelt bis dreimal so häufig betroffen ist. Die Inzidenz von Mundhöhlenkarzinomen wird durch geographische, soziale und ethnische Unterschiede beeinflusst. In Österreich treten sie mit einer Häufigkeit von 7/100000/Jahr auf.

Für das Auftreten aller Mundhöhlenkarzinome besteht bei Vorhandensein folgender Faktoren ein erhöhtes Risiko:

  • erhöhter Alkoholkonsum
  • Nikotin

Alkohol und Nikotin, insbesondere in Kombination, sind für über 80% der Mundhöhlen- und Kehlkopfkarzinome verantwortlich.

  • ungenügende Mundhygiene
  • Tabakkauen
  • Chronische Irritationen im Mundbereich (z.B. schlecht sitzende Zahnprothesen)
  • Mangelernährung, v.a. das Plummer-Vinson-Syndrom: durch Eisenmangel bedingte Schleimhautatrophie
  • Epstein-Barr-Virus
  • Sonnenlichtexposition und Pfeifenrauchen beim Lippenkrebs (meist ist die Unterlippe betroffen)

Verdächtige Veränderungen sind:

  • Leukoplakien: ein Teil der Schleimhaut ist verdickt und erscheint dadurch weißlich
  • Erythroplasie: ein Teil der Schleimhaut ist samtartig gerötet und weist spritzerartige Leukoplakien auf. 
  • nicht heilende Ulzerationen (Geschwür, schmerzhafte Veränderung im Bereich der Mundschleimhaut oder der Lippen)

Veränderungen, welche länger als 2 Wochen bestehen, sollten fachärztlich abgeklärt werden.

Beschwerden, die auftreten können, sind:

  • brennende Schmerzen, verstärkt beim Schlucken
  • Speichelfluß
  • Foetor ex ore (Unangenehmer Mundgeruch)
  • eingeschränkte Zungenbeweglichkeit, ev. mit kloßiger Sprache
  • Schluckbeschwerden
  • Schwellungen im Mund-, Kopf- oder Halsbereich
  • Blutungen

Zunächst wird eine Anamnese mit Erfragung der eventuell vorhandenen Risikofaktoren erfolgen. Anschließend eine Inspektion und Palpation, mit Abtastung der Lymphknoten.

Die Diagnose selbst kann nur durch die histologische Untersuchung einer Gewebeprobe erfolgen, die durch eine Biopsie gewonnen werden kann. Ultraschall, CT und MR werden zur Bestimmung der Ausdehnung herangezogen.

Stadium I: T1, N0, M0

Stadium II: T2, N0, M0

Stadium III: T1-3, jedes N1, M0 oder T3, N0, M0

Stadium IV: T1-3, N2, M0 oder T4, jedes N2-3, jedes M1

 

Primärtumor

Tx: Primärtumor ist nicht beurteilbar
T1: Tumor ist kleiner als 2cm
T2: Tumor ist größer als 2cm, aber kleiner als 4cm
T3: Tumor ist größer als 4cm
T4: Tumor infiltriert benachbarte Strukturen (Knorpel, Knochen, Weichteile)

Lymphknoten

  • N0: keine regionären Lymphknotenmetastasen
  • N1: einzelne, auf der Seite des Tumors gelegene Lymphknotenmetastase, die kleiner als 3cm ist
  • N2: Lymphknoten größer als 3cm, aber kleiner als 6cm
    • N2a: einzelne, auf der Seite des Tumors gelegene Lymphknotenmetastase
    • N2b: mehrere, auf der Seite des Tumors gelegene Lymphknotenmetastasen
    • N2c: auf beiden Seiten, oder auf der anderen Seite als der Primärtumor gelegene   Lymphknotenmetastase

  • N3: Lymphknotenmetastasen>6 cm

Im Tumorboard erfolgt die Diskussion des Falles. Hier sind mehrere Fachärzte vertreten (u.a. HNO-Ärzte, Onkologen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Radiologen) um gemeinsam über die beste Therapiemöglichkeit zu entscheiden. Die Therapie ist abhängig von der Lage und der Ausbreitung des Tumors.

Lippenkarzinome werden in der Regel großzügig exzidiert, und anschließend mittels Lappenplastik rekonstruiert. Bei gesichertem oder möglichem Lymphknotenbefall erfolgt eine Neck dissection (Entfernung der Halslymphknoten) mit anschließender Bestrahlung.

Karzinome im Bereich der Mundhöhle können in frühen Stadien auch als Alternative zur Operation mittels Bestrahlung therapiert werden, häufig auch in Kombination mit einer Chemotherapie. Eine primäre radikale Strahlentherapie wird eingesetzt, um eine Heilung zu erzielen. Durch die Strahlentherapie kann eine Verbesserung der lokalen Situation oder im palliativen Setting eine Linderung der Beschwerden erzielt werden. 

Kleine Tumore, die in ihrem größten Durchmesser kleiner als 1 cm sind, können operativ entfernt werden, bei größeren Tumoren sollte im Anschluss an die Operation eine Bestrahlung erfolgen.

Auch hier gilt, sind auf der Seite des Tumors Lymphknoten befallen, so erfolgt eine Neck dissection, kontralaterale Lymphknotenmetastasen werden mittels elektiver Neck dissection entfernt.

Postoperativ oder bei inoperablen Tumoren können Radiotherapie und Chemotherapie allein oder in Kombination eingesetzt werden.

Mammakarzinom

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. In den westlichen Industrieländern erkrankt jede 8. Frau im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom, wobei das Erkrankungsrisiko mit dem Alter ansteigt. Am häufigsten erkranken Frauen zwischen 50 und 65 Jahren. Je früher der Brustkrebs erkannt wird, umso besser sind die Chancen auf eine Heilung.

Die Brust einer Frau besteht aus Fett, Bindegewebe und dem Drüsengewebe: Drüsenläppchen (= Lobuli) die während der Stillzeit die Muttermilch produzieren und den Drüsengängen (= Ducti), über die Milch bis zur Brustwarze (=Mamille) gelangt.

Das Mammakarzinom stellt eine bösartige Veränderung des Drüsengewebes dar. Es kann von den Zellen der Läppchen (LOBULÄRES KARZINOM) oder von den Zellen der Milchgänge (DUCTALES KARZINOM) ausgehen. Am Beginn der Erkrankung vermehren sich die Tumorzellen in einem abgegrenzten Gebiet entlang der Gänge oder Läppchen, sie wachsen nicht ins Nachbargewebe ein. Man spricht von einem CARCINOMA IN SITU, das eine sehr günstige Prognose hat.

Beim weiteren Fortschreiten der Erkrankung durchbrechen die entarteten Zellen das Drüsengewebe und wachsen in die Umgebung (Fett, Bindegewebe, Muskel) ein (INVASIVES KARZINOM). Ab diesem Zeitpunkt besteht auch das Risiko einer Verbreitung über die Lymphwege in die Lymphknoten (v.a der Achsel) und über die Blutwege in andere Organe (Knochen, Lunge, Leber).

  • Vererbung: Nur ca. 7-10% aller Mammakarzinome sind erblich bedingt. In diesen Familien sind meistens drei oder mehr Mitglieder an Brustkrebs erkrankt. siehe Vorsorge 
  • Brustkrebs in der Familie bei Verwandten ersten Grades (Mutter, Schwester)
  • Alter über 50. Lebensjahr
  • Brustkrebs in der Vorgeschichte
  • hohe Bestrahlungsdosen auf die Brustwand vor dem 30. Lebensjahr
  • Früher Menstruation in der Jugend
  • Später Wechsel
  • Kinderlosigkeit oder erste Schwangerschaft mit über 30 Jahren, kein Stillen
  • langer Einnahme von Kontrazeptiva
  • westliche Lebensweise, Adipositas, Alkoholkonsum

Ca. 7-10% aller Mammakarzinome sind erblich bedingt. Für die Vererbung von Brustkrebs sind Mutationen in den sogenannten Brustkrebsgenen (BRCA-1 und BRCA-2) verantwortlich. Diese Mutationen führen zu einem stark erhöhten Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Für Mitglieder von betroffenen Familien gibt es die Möglichkeit, mittels einer genetischen Testung festzustellen, ob die Mutationen ebenfalls vorhanden sind. Dieser Test sollte allerdings nur bei Risikofamilien erfolgen:

  • mindestens zwei erstgradig verwandte Frauen der Familie mit Brustkrebs und/oder Eierstockkrebs davon eine < 50 Jahre
  • Auftreten von Brustkrebs bis zum Alter von 35 Jahren
  • eine Frau in der Familie mit beidseitigem Brustkrebs < 50 Jahre (erstgradig verwandt)
  • zwei Frauen mit Eierstockkrebs (erst- oder zweitgradig verwandt)
  • eine Frau mit Brust- und eine Frau mit Eierstockkrebs in der Familie (erst- oder zweitgradig verwandt)
  • ein Mann in der Familie mit Brustkrebs und eine Person mit Brustkrebs oder Eierstockkrebs
  • mindestens drei Frauen in der Familie mit Brustkrebs (erst- oder zweitgradig verwandt)

(S3 Leitlinie Mammakarzinom, Version 4.2., Februar 2020)

Mit diesem Test kann man gesunde Frauen aus Risikofamilien entlasten.

Bei nachgewiesenen BRCA-1 oder BRCA-2 Mutationsträgerinnen, bei nicht informativem Gentest und begründetem Risiko oder bei Ablehnung eines Gentests ist ein intensives Früherkennungsprogramm nötig: 

    • Regelmäßige Selbstuntersuchung
    • Sonographie der Brust: alle 6 Monate
    • Sonographie des Ovars: alle 6 Monate
    • Tumormarker: alle 12 Monate
    • MRT-Mammographie ab dem 25.Lebensjahr oder 5 Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter in der Familie
    • Mammographie ab 35. (40.) Lebensjahr jährlich

Eine weitere Möglichkeit der Prophylaxe ist die Entfernung der betroffenen Organe (Mastektomie der Brust, Ovarektomie der Eierstöcke). Solche eingreifenden Entscheidungen basieren auf ausführlichen Gesprächen mit Experten aus den Bereichen Gynäkologie, Humangenetik und Psychoonkologie. Getestet wird in solchen Fällen auch die Vorbeugung durch hormonelle Präparate.

Der Brustkrebs verursacht normalerweise weder Schmerzen noch andere typische Beschwerden. Am häufigsten ertastet die Frau bei der Selbstuntersuchung einen Knoten, meist im äußeren, oberen Viertel der Brust. Im Falle eines Karzinoms ist dieser fest und meist nicht verschieblich.

Weiters können folgende Beschwerden ein Hinweis auf Brustkrebs sein und sollten, vor allem wenn sie neu aufgetreten sind, vom Arzt abgeklärt werden: Einziehung der Brustwarze, geschwürartige Veränderung der Haut, Größenunterschied der Brüste, Entzündung oder Rötung der Brustwarze bei nicht stillenden Frauen, Austritt von Sekret oder Blut aus der Brustwarze.

Therapie und Prognose des Mammakarzinoms sind abhängig vom Stadium in dem der Tumor diagnostiziert wird. Bei Standartrisiko gilt:

  1. Selbstuntersuchung: Regelmäßige Selbstuntersuchungen helfen, eventuelle Veränderungen rechtzeitig festzustellen. Wichtig ist, dass Sie bei tastbaren Knoten oder anderen Veränderungen in der Brust und bei den oben genannten Symptomen sofort einen Arzt aufsuchen.
  2. Ärztliche Untersuchung ab dem 25. Lebensjahr: Sie sollte einmal jährlich erfolgen und schließt eine Anamneseerhebung in Bezug auf evtl. Risikofaktoren ein.
  3. Mammographie:
    • 50.-70. Lebensjahr: zweijährliche Mammographie
    • Ab dem 70. Lebensjahr je nach individuellem Risikoprofil

Mehr als 80% der Mammakarzinome werden aufgrund eines verdächtigen Tastbefundes diagnostiziert. Neben der Selbstuntersuchung und der jährlichen ärztlichen Untersuchung ist die Mammographie die wichtigste Methode zur Früherkennung von Brustkrebs.

Die Mammographie (Röntgenuntersuchung der Brust) erfolgt in zwei Ebenen, eventuell sind Vergrößerungsaufnahmen als Ergänzung nötig. Sie ermöglicht es, kleine (noch) nicht tastbare Veränderungen (Knoten, Verkalkungen) in einem frühen Stadium zu erkennen. Oft wird vom Radiologen zusätzlich eine Sonographie (Ultraschall) der Brüste durchgeführt, da sich manchmal Veränderungen (Zysten) besser darstellen lassen. Als ergänzende Untersuchung kann in speziellen Fällen, z.B. bei Frauen mit Brustimplantaten eine Magnetresonanztomographie durchgeführt werden.

Diese Bildgebungen erlauben jedoch keine Aussage darüber, ob der Befund gutartig oder bösartig ist. Um dies herauszufinden, muss das betroffene Gewebe unter dem Mikroskop beurteilt werden. Die Gewebsentnahme erfolgt meist durch eine Stanzbiopsie: Dabei werden mittels einer Hohlnadel mit einem Durchmesser von 1,6mm unter örtlicher Betäubung mehrere Proben entnommen. Die Lage der Nadel wird dabei mit Ultraschall oder Mammographie kontrolliert.

Ist viel Mikrokalk vorhanden bzw. kann die Lage mittels Ultraschall nicht genau kontrolliert werden, wird eine Vakuumbiospie durchgeführt.

Die Histologische Untersuchung der Gewebeprobe wird vom Pathologen vorgenommen. Bestätigt sich die Diagnose Brustkrebs, erfolgen weitere Untersuchungen (u.a. Hormonrezeptorstatus, HER-2/neu) zur genaueren Beurteilung, da neben dem gesunden Brustgewebe auch Tumorgewebe durch Hormone in seinem Wachstum beeinflusst werden kann. Evtl. ist dann eine Therapie, welche die Hormonwirkung auf den Tumor unterdrückt, nötig.

Des Weiteren müssen Untersuchungen vorgenommen werden, um die Ausbreitung der Erkrankung festzustellen, u.a. eine Computertomographie vom Brustkorb inklusive Lunge bis zum Becken und eine Skelettszintigraphie

TX: Primärtumor kann nicht beurteilt werden
NX: Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
Mx: Fernmetastasen können nicht beurteilt werden

Tis: Carcinoma in situ
cN0: Kein Befall der regionären Lymphknoten
M0: keine Metastasen

T1: maximaler Tumordurchmesser <2cm
cN1: verschiebliche, ipsilaterale, axilläre Lymphknoten
M1: Fernmetastasen

T2: maximaler Tumordurchmesser >2-5 cm
cN2: fixierte, ipsilaterale, axilläre Lymphknoten

T3: maximaler Tumordurchmesser >5cm
cN3: infraklavikuläre, supraxlavikuläre Lymphknoten oder Lymphknoten entlang der inneren Brustarterie

T4: Infiltration von Haut oder Brustwand (Rippen, interkostale Muskeln, M. Serratus ant.) durch den Tumor

Die Entscheidung, welche Therapien eingesetzt werden und in welcher Reihenfolge das geschieht, ist sehr spezifisch und von den Ergebnissen der Voruntersuchungen (Tumorgröße, Hormonrezeptoren, Stadium der Erkrankung..) sowie vom Allgemeinzustand des Patienten abhängig. Im Tumorboard erfolgt die interdisziplinäre Diskussion des Falles. Hier sind mehrere Fachärzte vertreten (u.a. Onkologen, Chirurgen, Gynäkologen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Radiologen,…) um gemeinsam über die beste Therapiemöglichkeit zu entscheiden.

Es gibt im allgemeinen vier Möglichkeiten einer Behandlung von Brustkrebs:

  • OPERATION
  • BESTRAHLUNG
  • CHEMOTHERAPIE
  • HORMONTHERAPIE

OPERATION:

Die operative Entfernung des Brustkrebs ist in den meisten Fällen notwendig. Bei dieser Operation wird der Tumor mit einem Randsaum an gesundem Gewebe entfernt. Je nach Größe des Tumors und Größe der Brust gibt es die Möglichkeit einer brusterhaltenden operativen Entfernung des Tumors. Das ist vor allem dann möglich, wenn der Tumor in einem frühen Stadium entdeckt oder wenn er durch vorangehende (neoadjuvante) Chemo- oder Strahlentherapie verkleinert wurde.

Erfolgt die Diagnosestellung spät und der Brustkrebs hat sich schon ausgebreitet oder es liegen primär mehrere Tumorherde vor, ist in den meisten Fällen eine Erhaltung der Brust nicht mehr möglich. Eine Ablatio (Amputation der gesamten Brust) ist notwendig um den Tumor möglichst vollständig zu entfernen.

Eine automatische Entfernung der Achsellymphknoten wird nicht mehr durchgeführt. Unter den meisten Voraussetzungen erfolgt die Entnahme des sogenannten Sentinel-Lymphknotens („Wächter-Lymphknoten“). Dies ist der erste Lymphknoten, der für den betroffenen Brustbereich „zuständig“ ist. Ist dieser frei von Tumorzellen, können die restlichen Lymphknoten belassen werden. Eine Entfernung der Achsellymphknoten ist meist bei fortgeschrittenen Karzinomen nötig. Alternativ kann eine Bestrahlung der Achsel erfolgen.

BESTRAHLUNG:

Durch die Strahlentherapie werden mit Hilfe von hoch energetisierter Strahlung Krebszellen zerstört. Die Bestrahlung erfolgt in den meisten Fällen 1-2 Monate nach der operativen Entfernung des Tumors (adjuvante Therapie), um eventuell verbliebene Krebszellen zu zerstören und so ein Wiederauftreten des Tumors zu verhindern.

CHEMOTHERAPIE:

Die Chemotherapie hat zum Ziel, Krebszellen zu zerstören. Da sie nicht nur auf den Ursprungsherd, sondern auf den ganzen Körper wirkt, können damit auch Tumorabsiedelungen (Metastasen) erreicht werden. Eine adjuvante Chemotherapie wird in Folge einer Operation durchgeführt, wenn -besonders bei positiven Lymphknoten- der Verdacht auf Mikrometastasen (kleinste Metastasen, die in der Bildgebung noch nicht zu erkennen sind) besteht. Diese sollte 4-6 Wochen nach der Operation gestartet werden.

Es ist in manchen Fällen auch möglich, durch eine präoperative (neoadjuvante) Chemotherapie den Tumor soweit zu verkleinern, dass eine brusterhaltende Operation durchgeführt werden kann.

Hat der Tumor bereits Metastasen gebildet, ist eine Heilung nicht mehr möglich. Durch eine Chemotherapie kann das Tumorwachstum eingedämmt und damit die Lebensqualität gebessert werden. (palliative Therapie)

Die Chemotherapeutika, die zur Therapie des Mammakarzinoms verwendet werden, sind unter anderem:

  • ANTHRAZYCLINE: Zu den Anthrazyklinen zählen u.a. Doxorubicin und Epirubicin. Sie gehören zu den effektivsten Chemotherapeutika beim metastasierten Mammakarzinom. Sie behindern die Zellteilung, indem sie an der DNA binden. Nebenwirkungen können vor allem im Knochenmark und am Herzmuskel auftreten, weiters kommt es zu Haarverlust. 
  • CYCLOPHOSPHAMID: Es wirkt ebenfalls durch Bindung an die DNA. Cyclophosphamid kann als Infusion oder Dragée gegeben werden und wird in niedriger Dosierung auch zur Behandlung von rheumatischen Beschwerden verwendet.  Da als Nebenwirkung eine Blasenentzündung auftreten kann, sollten Sie während der Behandlung viel trinken.
  • 5-FLUORURACIL (5-FU)/CAPECITABINE behindert die Entstehung neuer DNA-Stränge und stoppt damit die Zellteilung. Durchfall, Entzündung der Mundschleimhaut und das Hand-Fuß-Syndrom können als Nebenwirkung auftreten.
  • TAXANE (Docetaxel, Paclitaxel) werden aus den Blättern der Eibe gewonnen. Sie gehören mittlerweile zur Standardtherapie beim Mammakarzinom. Nebenwirkungen sind Haarausfall, gelegentlich Ödeme der Beine und Kribbeln in den Fingern.
  • VINORELBINE, GEMCITABINE, etc.

TRASTUZUMAB (HERCEPTIN):  Seit dem Jahr 2000 ist ein neues Medikament zur Behandlung von Brustkrebs im fortgeschrittenem Stadium im Einsatz. Transtuzumab (Herceptin) ist ein Antikörper, der an bestimmte spezielle humane, epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptoren (HER2/neu-Rezeptoren) bindet und damit die Aufnahme von Wachstumsfaktoren, welche die Krebszelle zum Überleben benötigt, blockiert. Diese HER2/neu-Rezeptoren kommen bei ca. 20 bis 30% aller Mammakarzinome vermehrt an der Oberfläche vor. Jede Biopsie wird mittels Immunhistochemie auf das Vorhandensein von HER2/neu untersucht, da Patientinnen mit einer Überexpression von der Therapie mit Herceptin profitieren können. 

Pertuzumab (Perjeta) ist ebenfalls ein Antikörper, er wird häufig mit Trastuzumab kombiniert.  

HORMONTHERAPIE:

Manche Tumore werden, wie das gesunde Brustgewebe auch, durch Hormone in ihrem Wachstum gefördert. Sie haben dafür spezifische Rezeptoren für Östrogen und Progesteron an ihrer Zelloberfläche. Das Vorhandensein solcher Rezeptoren wird immer routinemäßig bei der Untersuchung der Biopsie mitbestimmt. Wenn das Tumorgewebe rezeptorpositiv ist, was bei ca. zwei Drittel der Tumore der Fall ist, kann durch die Hemmung der Hormonbildung oder Hormonwirkung das Wachstum das Tumorzellen gebremst werden. Wird zuvor eine Chemotherapie durchgeführt, wird die Hormontherapie nach Abschluss dieser begonnen. Eingesetzt werden:

ANTIÖSTROGENE (Tamoxifen): Sie binden anstelle des Östrogens an die Rezeptoren und bremsen dadurch das Tumorwachstum. Bei hormonrezeptorpositiven Patientinnen wird oft auch adjuvant eine Therapie mit Aromatasehemmern über einen Zeitraum von ca. 5 Jahren durchgeführt. Bei Langzeittherapie besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Endometriumkarzinomen, welches aber in keinem Verhältnis zum potentiellen Überlebensvorteil steht.

AROMATASEHEMMER können zur Therapie von hormonempfindlichem Brustkrebs eingesetzt werden - bei Patienten, die schon in den Wechseljahren sind. Sie wirken durch Hemmung des Enzyms Aromatase, das in der Postmenopause v.a. in den Fettzellen, Leber- und Brustzellen Östrogen produziert. Vor der Menopause wird Östrogen vor allem in den Eierstöcken produziert, wo es von Aromatasehemmern nicht erreicht wird.

GnRH-ANALOGA: Bei Frauen die sich noch nicht in der Menopause befinden, wurden früher oftmals die Eierstöcke entfernt, da dort während des Menstruationszyklus eine große Menge an Östrogen produziert wird. Mittlerweile gibt es Medikamente, die die Hormonproduktion in den Eierstöcken einschränken. Als Nebenwirkung kommt es zu typischen Wechselbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen.

Pankreaskarzinom

Als Pankreaskarzinom bezeichnet man einen bösartigen Tumor der Bauchspeicheldrüse. Jährlich werden circa 8-10 Neuerkrankungen/100.000 Menschen verzeichnet. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer, das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 70 Jahren.

In über 2 Drittel tritt es im Kopf der Bauchspeicheldrüse auf, gefolgt vom Pankreaskörper und Pankreasschwanz.

Risikofaktoren sind unter anderem Rauchen, vermehrter Alkoholkonsum, Übergewicht und chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse.

In einigen Fällen gibt es auch genetische Veränderungen, so stellt z.B. das Vorhandensein des BRCA Gens (familiärer Brust- und Eierstockkrebs, aber auch erhöhtes Risiko für Prostatakrebs) ebenfalls einen Risikofaktor dar.

Frühzeitige Beschwerden sind eher selten, häufig treten Symptome erst in fortgeschrittenen Stadien auf.

  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Bauchschmerzen, v.a. gürtelförmig im Oberbauch bis in den Rücken ausstrahlend
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Gelbliche Verfärbung der Augen bei Ikterus, dunkler Urin, heller Stuhl
  • Zunahme des Bauchumfanges bei Aszites (Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle)
  • Neu aufgetretener Diabetes mellitus bzw. Verschlechterung eines vorbekannten Diabetes

Es sind bis bisher keine wirksamen Methoden zur Früherkennung bekannt.

Bei Verdacht auf ein Pankreaskarzinom erfolgt eine körperliche Untersuchung inklusive genauer Anamnese und Erhebung der Risikofaktoren. Durch eine Blutabnahme können die Tumormarker bestimmt werden. Des Weiteren erfolgt eine Bildgebung mittels Ultraschall/Endosonographie und Computertomographie (Brustkorb/Lunge-Bauch-Becken). In einigen Fällen wird ein MRT der Leber durchgeführt. Bei unklarem Befund der Bildgebung kann eine Biopsie zur Gewinnung einer Gewebeprobe durchgeführt werden.

Metastasen (Tumorabsiedelungen) treten frühzeitig auf. Am häufigsten sind umliegende Lymphknoten und Organe wie Leber, Lunge, das Bauchfell aber auch Knochen oder Gehirn betroffen.

PRIMÄRTUMOR:
T1: Begrenzt auf die Bauchspeicheldrüse, Größe <2cm

T2: Begrenzt auf die Bauchspeicheldrüse, Größe >2cm aber <4cm

T3: Begrenzt auf die Bauchspeicheldrüse, Größe >4cm

T4 Der Tumor wächst in umliegende Gefäße ein


LYMPHKNOTEN
N0: keine Lymphknoten sind befallen
N1: 1-3 Lymphknoten sind befallen
N2: mehr als 4 Lymphknoten sind befallen


FERNMETASTASEN:
M0: keine Fernmetastasen
M1: nachweisbare Fernmetastasen

Je nach Stadium der Erkrankung, Vorliegen von Metastasen und Allgemeinzustand des Patienten wird die Therapie gewählt. Im Tumorboard erfolgt die interdisziplinäre Diskussion des Falles. Hier sind mehrere Fachärzte vertreten (u.a. Gastroenterologen, Onkologen, Chirurgen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Radiologen) um gemeinsam über die beste Therapiemöglichkeit zu entscheiden.

Eine radikale Operation ist die einzig kurative Behandlung des Pankreaskarzinoms. Anschließend folgt eine adjuvante Chemotherapie über mehrere Monate. Ist der Tumor grenzwertig operabel, so kann schon vor der Operation eine Chemotherapie durchgeführt werden, um den Tumor zu verkleinern.

Liegt bei Diagnosestellung ein metastasiertes oder inoperables Stadium vor, so können je nach Allgemeinzustand verschiedene Chemotherapien zur Verlängerung des Gesamtüberlebens und Symptomkontrolle angeboten werden.

Prostatakarzinom

Das Prostatakarzinom ist ein bösartiger Tumor der Vorsteherdrüse/Prostata, und mittlerweile mit etwa 60.0000-65.000 Neuerkrankungen pro Jahr die am häufigsten diagnostizierte Krebsart des Mannes in den Industrieländern.

Die Prostata (Vorsteherdrüse), die die Form und Größe einer Kastanie hat, befindet sich direkt unterhalb der Harnblase, am Übergang zur Harnröhre, deren oberen Teil sie ringförmig umgibt. Anatomisch kann man an ihr drei Teile unterscheiden: eine zentrale Zone, eine Übergangszone und eine periphere Zone. Die meisten Karzinome haben ihren Ursprung in der peripheren Zone, und sind deshalb für den Arzt frühzeitig tastbar.

Die Funktion der Prostata ist es, einen Teil der Samenflüssigkeit zu produzieren, der beim Erguss in die Harnröhre entleert wird und die Motilität (Beweglichkeit) der Spermien gewährleisten soll.

Die genaue Ursache des Prostatakarzinoms ist nicht bekannt. Man weiß aber, dass einige Risikofaktoren die Entstehung des Prostatakarzinoms begünstigen können.

  • Der wichtigste Faktor ist das Alter: Die Häufigkeit des Prostatakarzinoms korreliert eng mit dem Lebensalter und erreicht im 7. und 8. Jahrzehnt ihren Gipfel
  • Genetische Faktoren scheinen in der Entstehung des Prostatakarzinoms ebenfalls eine Rolle zu spielen. Haben Väter oder Brüder ein Prostatakarzinom, steigt das Risiko auf ein zweifaches an, ebenfalls ein Prostatakarzinom zu entwickeln.
  • Chronische Entzündungen der Prostata
  • Ein weiterer Risikofaktor ist die Ernährung. Studien weisen darauf hin, dass eine kalorien- und fettreiche Ernährung mit wenig Ballaststoffen das Risiko steigert während viel Getreide, Gemüse und Sojaprodukte vor dem Krebs zu schützen scheinen.

Das Prostatakarzinom verursacht im Frühstadium in den meisten Fällen keine Beschwerden, weshalb die Erkrankung auch häufig erst im fortgeschrittenen Stadium, oder im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung entdeckt wird.

Im fortgeschrittenen Stadium kann das Prostatakarzinom durch seine Größe eine Einengung der Harnröhre verursachen. Die Folgen sind Störungen der Harnentleerung, die sich in Form von häufigem Wasserlassen in der Nacht, ständigem Harndrang, abgeschwächtem Harnstrahl, unvollständiger Entleerung der Blase, sowie in Harntröpfeln äußern können. Es kann zum Auftreten von Blut in Harn und Sperma kommen. Auch die Impotenz gehört zu den Beschwerden, die durch ein Prostatakarzinom hervorgerufen werden können.
Wenn der Tumor die Prostatakapsel überschreitet und außerhalb der Prostata weiterwächst, kann es zu Schmerzen im Genitalbereich kommen.

Kreuz-, Flankenschmerzen und Ischiasbeschwerden können Hinweise auf die Ausbreitung des Prostatakarzinoms in Becken, Bauch und den Knochen sein.

Weiters können allgemeine Symptome wie Fieber, Nachtschweiß, Abgeschlagenheit, Leistungsknick und ungewollter Gewichtsverlust auf das Vorliegen eines fortgeschrittenen Prostatakarzinoms hinweisen.

Therapie und Prognose des Prostatakarzinoms sind abhängig vom Stadium in dem der Tumor diagnostiziert wird.

Regelmäßige ärztliche Vorsorgeuntersuchungen können zu früherer Diagnose und damit zu besseren Behandlungsmöglichkeiten und besserer Prognose führen.

Empfohlen wird eine jährliche Krebsvorsorge für alle Männer ab 45 Jahren mittels digital-rektaler Untersuchung. Die PSA Bestimmung wird zusätzlich ab dem 50. Lebensjahr angeboten. Besonders wichtig ist diese Untersuchung, wenn in der Familie bereits jemand Prostatakrebs hatte. Hier sollten die Vorsorgeuntersuchungen schon ab 40 Jahren beginnen.

Die wichtigste Untersuchungsmethode ist die Tastuntersuchung durch den Enddarm, die sogenannte digital-rektale Untersuchung. Die Evidenz ist gering, hier muss, im Gegensatz zur PSA-Diagnostik, bereits ein tastbarer Tumor vorhanden sein, damit der Arzt eine Veränderung feststellen kann. Nicht jede Vergrößerung bedeutet ein bösartiges Geschehen, weit häufiger sind gutartige Vergrößerungen der Prostata.

Eine Blutabnahme zur Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA), das von den Drüsenzellen der Prostata produziert wird ist eine weitere Untersuchungsmethode, die bei der Vorsorge angewendet wird. Der PSA-Wert ist zwar spezifisch für das Drüsengewebe der Prostata, aber nicht karzinomspezifisch. Das heißt, dass eine PSA-Erhöhung nicht nur durch einen bösartigen Tumor, sondern auch durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata, eine Entzündung der Drüse oder eine Einwirkung auf die Prostata kurz vor der Blutabnahme, wie Radfahren, Geschlechtsverkehr, Verstopfung etc. bedingt sein kann. Bei Erhöhung ohne bekannte Ursache kann dies mehrere Untersuchungen nach sich ziehen, insbesondere die Prostata-Biopsie. Mit Hilfe der PSA-Bestimmung lässt sich das Prostatakarzinom meist früher als mit anderen Methoden nachweisen. Zu bedenken ist jedoch auch, dass daraus eventuell eine Übertherapie resultieren könnte, da viele Prostatakarzinome nicht zu schwerwiegenden Folgen führen. Dennoch ist eine frühe Diagnosestellung wichtig.

Zu den Untersuchungsmethoden, die zur Diagnose des Prostatakarzinoms eingesetzt werden, gehört die Bestimmung des PSA Wertes mittels Blutabnahme, eine digital-rektale Untersuchung und eventuell eine Transrektale Ultraschalluntersuchung. Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch die transrektale Biopsie.  

Die transrektale Ultraschalluntersuchung kann die Sensitivität (Genauigkeit) der digital-rektalen Untersuchung und des PSA-Wertes steigern. Ihr Wert ergibt sich aus der gemeinsamen Bewertung mit den beiden anderen Untersuchungsmethoden.

Besondere Bedeutung kommt ihr bei der Prostatabiopsie zu. Mit Hilfe der transrektalen Ultraschalluntersuchung ist eine präzise Probenentnahme möglich. Und nur durch diese Proben kann die Diagnose eines Prostatakarzinoms mit Sicherheit gestellt werden.

Zur Bestimmung der Tumorausdehnung wird in manche Fällen ein CT oder MR des Beckens gemacht. Zum Ausschluss von Fernmetastasen können eine Röntgenaufnahme des Thorax und eine Knochenszintigraphie durchgeführt werden.

TX: Primärtumor kann nicht beurteilt werden
NX: Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
Mx: Fernmetastasen können nicht beurteilt werden

T0: Kein Anhalt für Primärtumor
N0: Kein Befall der regionären Lymphknoten
M0: keine Metastasen

T1: Klinisch nicht erkennbarer Tumor, der weder tastbar noch in der Bildgebung erkennbar ist
N1: Regionäre Lymphknoten sind befallen
M1: Fernmetastasen

T2: Tumor ist tastbar und auf die Prostata begrenzt

T3: Tumor durchbricht die Prostatakapsel

T4: Tumor ist fixiert oder infiltriert andere benachbarte Strukturen als Samenblase (z.B. Blase, Enddarm, Muskulatur im Becken)

Die Behandlungsart des Prostatakarzinoms ist abhängig vom Stadium , dem Alter bzw. der Lebenserwartung des Patienten und vom Risikoprofil des Tumors (Höhe des PSA und Ausreifungsgrad der Tumorzellen).

Der Tumor ist auf die Prostata begrenzt

Bei Patienten in frühen, potenziell heilbaren Stadien, also mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom (bis T2 nach TNM) stehen 3 Therapieoptionen zur Verfügung: Einerseits die radikale Prostatovesikulektomie, eine Operation bei der Prostata und Samenblase zur Gänze und der Samenleiter teilweise entfernt werden. Mögliche Nebenwirkungen eines solchen Eingriffs sind Inkontinenz und Potenzverlust.

Als Alternative kommt die Strahlentherapie in Betracht, wobei es hier zwei Möglichkeiten gibt: entweder eine lokoregionäre, perkutane Strahlentherapie (Bestrahlung von außen) oder eine interstitielle Radiotherapie (Brachytherapie) (Einsetzen einer radioaktiven Substanz ins Gewebe). Weiters kann man die Radiotherapie auch adjuvant, also nach der Operation durchführen. Mögliche Nebenwirkungen einer Radiotherapie sind eine Proktitis (Entzündung des Rektums), eine Zystitis (Blasenentzündung), Impotenz und Harninkontinenz.

Active surveillance: heilendes Therapiekonzept, primär wird jedoch keine Therapie durchgeführt, sondern regelmäßige Kontrollen in kurzem Intervall. Dies kann bei Tumoren mit niedrigem Risiko angeboten werden, je nach Alter und Lebenserwartung eventuell auch bei mittlerem Risiko. Steigt das PSA oder schreitet der Tumor fort, wird eine Therapie eingeleitet.

Watchful waiting: Bei älteren Patienten mit sehr kleinen Tumoren, die nur sehr langsam wachsen und gut differenziert sind, kann man eventuell mit der Therapie warten.

Der Tumor hat die Kapsel der Prostata durchbrochen und wächst bereits in das umliegende Gewebe ein (fortgeschrittenes Stadium)

Strahlentherapie: Eine perkutane Radiotherapie kann auch bei lokal fortgeschrittenen Tumorstadien (T2-T4) zu einer Heilung führen.

Hormontherapie: Sie kann neoadjuvant im Rahmen einer multimodalen Therapie vor einer Operation oder Radiotherapie oder begleitend bzw. adjuvant zur perkutanen Radiotherapie erfolgen. Der Vorteil der Hormontherapie liegt darin, dass durch eine frühzeitig einsetzende Behandlung Mikrometastasen (kleinste Fernabsiedelungen) in ihrem Wachstum gebremst werden können.

Radikale Prostatektomie: Sie ist möglich, wenn der Tumor ein geringes Volumen hat und nicht an der Beckenwand fixiert ist.

Der Tumor hat Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet, die sich in ferneren Organen festgesetzt haben

Beim metastasierten Prostatakarzinom ist eine kurative (auf Heilung abzielende) Therapie nicht mehr möglich. Hier handelt es sich um eine palliative Therapie (soll Lebensqualität des Patienten verbessern und das Leben verlängern). Die wichtigste Rolle spielt bei diesen weit fortgeschrittenen Tumoren die Hormontherapie. Die Zellen des Prostatakarzinoms sind hormonsensibel, das heißt, dass sie durch Testosteron (Dihydrotestosteron) stimuliert werden, und ein Hormonentzug den Krebs am Wachsen hindern kann.

Zwei Arten der Hormonablation (Hormonentzugs) sind möglich: Einerseits die operative Methode, die bilaterale Orchiektomie (Entfernung der Hoden) und andererseits der medikamentöse Hormonentzug durch GnRh (LHRH) Analoga. Die GnRh Agonisten müssen anfangs zur Vermeidung eines initialen transienten (anfänglichen, vorübergehenden) Testosteronanstiegs (flare up) mit Antiandrogenen (sind gegen die Androgenrezeptoren der Prostatazellen gerichtet) kombiniert werden. Nebenwirkungen, die durch den Hormonentzug auftreten können, sind einerseits die medikamentenspezifischen unerwünschten Wirkungen und andererseits die Symptome die durch den Androgenmangel hervorgerufen werden können: Hitzewallungen, emotionale Veränderungen, Schwäche, Gelenksschmerzen, Anämie, Hypercholesterinämie, Impotenz, Antriebslosigkiet und Gewichtszunahme.

HORMONREFRAKTÄRES KARZINOM:

In fast allen Fällen geht nach einer gewissen, nicht exakt vorhersagbaren Zeitspanne, der androgenabhängige Tumor in einen androgenunabhängigen Tumor über. Dann steht die Chemotherapie als Behandlungsmethode im Vordergrund, wobei die Therapie mit GnRh Analoga fortgesetzt werden muss. Es existieren auch in diesem Tumor noch hormonsensible Klone, und ein Absetzen der Hormontherapie würde zu rascherer Progredienz und verkürztem Überleben führen.
Eine Chemotherapie kann Symptome vermindern und im Fall von Taxanen erwiesenermaßen lebensverlängernd wirken.

Mittlerweile gibt es einige neue Medikamente in Tablettenform, welche im Androgen-Stoffwechsel wirken und somit ein Wachstum des Prostatakarzinomes vermindern und vor allem im metastasiertem Setting angewendet werden.

Patienten, die an einem Prostatakarzinom erkrankt sind, haben sehr häufig Knochenmetastasen. Dadurch besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Skelettkomplikationen, wie Knochenschmerzen, Frakturen und Einschränkungen der Mobilität.

Zur Behandlung und schützenden Effekt auf diese Risikofaktoren werden Denosumab oder Bisphosphonate verwendet. Zusätzlich werden Calcium- und Vitamin D-Präparate verordnet.

Denosumab ist ein monoklonaler Antikörper, welcher den Knochenabbau durch die Osteoklasten hemmt. Es wird subkutan (ins Fettgewebe unter der Haut) appliziert.  Nebenwirkungen sind vermehrte Infekte, Durchfall, Gliederschmerzen oder Kieferosteonekrose. Eine zahnärztliche Vorstellung muss vor der ersten Gabe erfolgen.

Bisphosphonate legen sich wie eine Schutzschichte auf die Knochenoberfläche (binden an die Mineralsubstanz des Knochens), und hemmen dadurch die Aktivität der Osteoklasten (Zellen, die den Knochen abbauen), wodurch sie wiederum die Auflösung des Knochens verzögern oder verhindern können. Gleichzeitig werden erhöhte Blutkalziumspiegel gesenkt, und die Ablagerung von Kalzium in anderen Geweben und Organen vermindert.

Verabreicht werden Bisphosphonate in Form einer Infusion. Im Allgemeinen weisen Bisphosphonate eine gute Verträglichkeit auf. Die am häufigsten auftretenden unerwünschten Nebenwirkungen sind: Fieber, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Skelettschmerzen, Müdigkeit, gastrointestinale Reaktionen, Anämie, Schwäche, Husten, Atemnot und Ödembildung. 

Durch diese Therapieoptionen kommt es häufig zu einer Verbesserung der Schmersymptomatik und einer Verlangsamung der Progredienz der Schmerzen. Bisherige Studien zeigen außerdem, dass unter der Therapie mit Bisphosphonaten Knochenfrakturen seltener auftreten. Bei persistierenden Schmerzen oder Bruchgefährdung kann eine Bestrahlung von Knochenmetastasen erfolgen.

Urothelkarzinom

Das Urothelkarzinom bezeichnet bösartige Tumore, die im Gewebe der ableitenden Harnwege (Urothel) vorkommen. Darunter fallen die Harnleiter und die Blase. Das Blasenkarzinom ist das häufigste Urothelkarzinom. Männer sind davon öfters betroffen als Frauen. Das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung liegt bei 65-75 Jahren.

  • Rauchen
  • Chronische Entzündungen
  • Ionisierende Strahlung
  • Chemische Schädigungen: aromatische Amine, Azofarbstoffe. Bestimmte Berufsgruppen haben ein erhöhtes Risiko für die Inhalation dieser Noxen, somit kann das Urothelkarzinom unter bestimmten Voraussetzungen als Berufskrankheit gelten

Häufigstes Symptom sind schmerzlose Blutbeimengungen im Harn. Im späteren Stadium können schmerzhaftes Harnlassen oder vermehrter Harndrang auftreten.

Zuerst erfolgt eine ausführliche Anamnese, klinische Untersuchung und Ultraschalluntersuchung der Harnblase und ableitenden Harnwege. Urin und Blut werden genau untersucht. Liegt der Verdacht auf ein Urothelkarzinom vor, wird eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) durchgeführt, um eine Gewebeprobe zu gewinnen.

Ergänzend wird im fortgeschrittenen Stadium (muskelinvasivem Stadium) eine CT-Untersuchung von Lunge/Brustkorb bis zum Becken durchgeführt, um etwaige Metastasen (Absiedelungen) zu erkennen.

Einteilung nach der UICC-TNM Klassifikation

 

PRIMÄRTUMOR:
T1: Der Tumor wächst in das subepitheliale Bindegewebe
T2: Der Tumor wächst in die Muskelschicht

T2a: Tumor wächst in die oberflächliche Muskelschicht (Muscularis propria)

T2b: Tumor wächst in die tiefe Muskelschicht (Muscularis propria)

T3: Der Tumor wächst in umliegendes Gewebe

T3a: nur mikroskopisch

T3b: auch makroskopisch (mit freiem Auge sichtbar)

T4: Der Tumor infiltriert benachbarte Organe

T4a: Prostata/Samenbläschen oder Vagina/Uterus

T4b: Bauchwand oder Beckenwand


LYMPHKNOTEN
N0: keine regionären Lymphknotenmetastasen
N1: Metastase in einem Beckenlymphknoten
N2: Metastasen in mehreren Beckenlymphknoten
N3: Lymphknotenmetastase an der Beckenarterie


FERNMETASTASEN:
M0: keine Fernmetastasen
M1: nachweisbare Fernmetastasen

Die Art der Therapie richtet sich nach Fortschritt der Erkrankung und Allgemeinzustand des Patienten.

In frühen Stadien reicht die lokale Entfernung des Tumors durch eine sogenannte TURB. Hier gelangt man über die Harnröhre in die Harnblase und kann so den Tumor entfernen. Im Anschluss wird zur Sicherheit eine Immun- oder Chemotherapie in die Harnblase gebracht.

Bei fortgeschrittenen Stadien, bei denen die Muskelschicht ebenfalls betroffen ist, ist die Entfernung der Harnblase mit Entnahme der umliegenden Lymphknoten indiziert, eventuell mit Anschluss einer Chemotherapie.

Alternativ zur Operation ist die Bestrahlung der Harnblase möglich. Dies wird vor allem im höheren Alter angeboten.

Bei metastasiertem Urothelkarzinom wird eine systemische Chemotherapie oder Immuntherapie durchgeführt.