Das Kinderpalliativ-Team des LKH Hochsteiermark unterstĂŒtzt Eltern als Krisenmanager

Pressemitteilung

AnlĂ€sslich des vierten Österreichischen Kinderhospiz- und Palliativtages lud das Mobile Kinderpalliativteam des LKH Hochsteiermark zur Informationsveranstaltung unter dem Motto „Wege aus der Krise“ ein. Die Veranstaltung bot Einblicke in die vielfĂ€ltige Arbeit des Teams - eine Arbeit, die weit ĂŒber die medizinische Betreuung hinausgeht und Familien in den schwierigsten Lebenssituationen ganzheitlich begleitet.

Palliativversorgung heißt nicht Sterbebegleitung

Seit der GrĂŒndung im Jahr 2014 ist das Team das erste und einzige mobile Kinderpalliativteam in der Obersteiermark fĂŒr die Regionen MĂŒrztal, Ennstal und Murtal. Gemeinsam mit dem zweiten steirischen Team in Graz begleitet das interdisziplinĂ€re Team schwerkranke Kinder und ihre Familien oft ĂŒber viele Jahre hinweg - nicht selten bis ins Erwachsenenalter. Der Ă€lteste betreute Patient ist heute 33 Jahre alt.

„Viele Menschen verbinden ‚palliativ‘ automatisch mit dem Sterben, doch es geht um viel mehr“, erklĂ€rt OÄ Dr. Anna Trinkl, MSc, GrĂŒndungsmitglied des Teams. „Es geht um Linderung, LebensqualitĂ€t, StabilitĂ€t und um die StĂ€rkung der gesamten Familie, nicht nur des kranken Kindes.“ Der Zugang sei oft mit Überwindung verbunden, die RĂŒckmeldungen sind durchwegs von tiefer Dankbarkeit geprĂ€gt.

Das Mobile Kinderpalliativ-Team am LKH Hochsteiermark | © KAGes

Trauer kennt keine Methode und keine Zeit

Neben der medizinischen Versorgung spielt die emotionale Begleitung eine zentrale Rolle. „Wir steigen mit den Familien in ein Boot in unruhigen GewĂ€ssern und helfen ihnen, das Steuer wieder selbst in die Hand zu nehmen“, beschreibt Adelheid Holzegger, Leitende DGKP im Team. Die Trauerarbeit beginnt hĂ€ufig lange vor einem möglichen Verlust und endet nicht mit dem Tod. Es gibt keine zeitlichen oder methodischen Vorgaben. Das Team organisiert regelmĂ€ĂŸig Trauerbegegnungen wie gemeinsame Wanderungen oder Kaffeetreffen als RĂ€ume des Austauschs fĂŒr betroffene Eltern.

Ein Beispiel: Dank der UnterstĂŒtzung des Teams und des Vereins „Kinderleben auf Zeit“ konnte einer trauernden Mutter ein Fallschirmsprung ermöglicht werden - ein symbolischer Sprung in ein neues Leben. Der Verein arbeitet eng mit dem Mobilen Kinderpalliativteam zusammen. Alle Spenden kommen direkt betroffenen Familien zugute, beispielsweise fĂŒr Hilfsmittel, Auszeiten oder besondere WĂŒnsche. „Manchmal braucht es etwas ganz anderes, einen Moment der Freiheit oder eine neue Perspektive“, sagt Sozialarbeiterin Manuela Praast. „Unsere Aufgabe ist es, hinzuhören und auch dann kreative Wege zu finden, wenn es scheinbar keine mehr gibt.“

Die Familien stehen im Mittelpunkt

EindrĂŒcke der Veranstaltung | © KAGes

Trotz des ernsten Themas war der Vormittag emotional bunt. GeprÀgt von ehrlichen Worten, leisen Momenten, Hoffnung und tiefem Respekt. Den Mittelpunkt bildeten die Erfahrungen betroffener Familien, die in Interviews, persönlichen GesprÀchen und einem eigens produzierten Film einen Einblick in ihren Alltag gewÀhrten - einen Alltag voller Herausforderungen, aber auch StÀrke, Zusammenhalt und Lebensfreude.

Besonders berĂŒhrend war der Beitrag einer Mutter, die ihr verstorbenes Kind mit UnterstĂŒtzung des Teams begleiten konnte. In sehr persönlichen Worten schilderte sie, wie bedeutend es fĂŒr sie war, in ihrer Trauer und Verzweiflung endlich ernst genommen zu werden und sprach mit großer Dankbarkeit ĂŒber Dr. Gerhard Köstl, Oberarzt an der Abteilung fĂŒr Kinderpalliativmedizin. „Vertrauen entsteht, wenn man sich wirklich begegnet - als Mensch, nicht nur als Mediziner. Gerade in der Kinderpalliativmedizin ist die persönliche Beziehung oft das, was am meisten trĂ€gt“, so Dr. Köstl, der die Familie nicht nur im Spital, sondern auch unmittelbar nach dem Verlust zu Hause unterstĂŒtzte.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Kurzfilm, den das Team gemeinsam mit einem betreuten Patienten selbst produziert hatte. Der Film zeigt einen Buben, dem wöchentlich Blut abgenommen werden muss - und wie viel Vertrauen, Zeit und EinfĂŒhlungsvermögen nötig sind, damit er diesen Eingriff ĂŒberhaupt zulassen kann.

Ganzheitliche Begleitung – mit Herz, Zeit und Vertrauen

Das Mobile Kinderpalliativteam am LKH Hochsteiermark ist ein interprofessionelles Team bestehend aus Ärzt*innen, Pflegepersonen, Sozialarbeiter*innen, Therapeut*innen und vielen weiteren FachkrĂ€ften.

Begleitet werden Familien mit schwerkranken Kindern unabhĂ€ngig von Alter, Diagnose oder Krankheitsverlauf. Der Fokus liegt dabei immer auf dem gesamten Familiensystem. „Es geht nicht darum, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern gemeinsam durchzuhalten, mitzuschwingen - auch wenn es schwer wird“, beschreibt Barbara Prieler, MSc, DGKP und Teammitglied seit der GrĂŒndung, die Haltung des Teams. „Wir schaffen RĂ€ume, in denen Menschen sich gesehen und gehört fĂŒhlen dĂŒrfen, ohne Zeitdruck und ohne Bewertung.“

Alle Angebote des Mobilen Kinderpalliativteams sind fĂŒr Familien kostenlos.

Weitere Informationen

Mobiles Kinderpalliativ-Team 

Tel.:  +43 (3842) 401 3165

Mobil: +43 (664) 61 46 680

Mail: kinderpalliativ.leoben@kages.at